Was tun bei Dauerregen, Ponchos und improvisierten Mülltüten? Singen. Und zwar gemeinsam. 1.600 Menschen auf dem Piazza in Regensburg haben das am 25. Juli zusammen mit 1986zig bewiesen – und schon der Supportact Florian Künstler machte deutlich, dass es an diesem Abend nicht nur um Musik, sondern ums Miteinander geht.
Zum Aufwärmen war Florian Künstler am Start. Viele fragen sich jetzt vielleicht: Wie passt das zusammen? Sehr gut! Tiefgründige Texte, Emotionen. Ehrlichkeit. Mit Gitarre und Keyboarder spielte er seine Songs in akustischer Besetzung – mal melancholisch, mal hoffnungsvoll. Er sprach über Einsamkeit und Ermutigung, forderte das Publikum zum Mitschunkeln und -singen auf. „Ihr seid nicht allein, wenn es euch schlecht geht“, sagte er vor seinem Song „Tausende mehr“. Und während er bei „Kleiner Finger Schwur“ den Regen wegsingen wollte, zeigten sich tatsächlich erste Sonnenstrahlen. Sein letzter Song, „Weiße Haare“, widmete er all jenen, die gemeinsam alt werden wollen – zum Arm-in-Arm-Stehen in der Menge. Das Publikum dankte mit Zugaberufen – leider ließ der Zeitplan keinen weiteren Song zu.
Dann fiel der Vorhang – und der Regen hörte auf. 1986zig betrat die Bühne, das Publikum jubelte. Von der ersten Minute an war klar: Hier steht einer, der das, was er singt, auch fühlt. Zwischen Lichtspiel und Nebel, unterstützt von einer motivierten Band, legte er los – mit Energie, Herz und Nähe.
„Wer kommt aus Regensburg?“ fragte er – überraschend wenige Hände gingen hoch. „Aber ist doch egal – Hauptsache, ihr seid nicht allein heute“, sagte er, bevor er in „Alleine“ einstieg. Viele Kinder saßen auf der Absperrung, hielten Plakate hoch, trugen Merch – und strahlten ihren Helden an.
Zwischen Songs wie „Goldraub“ oder „Einer von euch“, sprach 1986zig über verletzliche Momente in seinem Leben. Und das Publikum hörte zu. Als seine Playback-Spur kurz ausfiel, machte er einfach weiter – wie ein echter Profi.
Mitten im Set: „Ich könnte ein Buch darüber schreiben, warum man nicht aufgeben sollte“, sagte er – und sprach von seinen zwei Stimmband-OPs, von Rückschlägen und Kraftquellen. „Schreit mir „Ich geb niemals auf“ mitten ins Herz! Mit allem was ihr habt!“ – der Gänsehaut-Moment des Abends.
Zwischendurch fragt er: „Wer ist hier wegen mir – und wer ist hier wegen jemandem, der wegen mir hier ist?“ – beide Gruppen wurden herzlich begrüßt. Auch die kleinen Fans kamen nicht zu kurz: Erst durften die kleinen Mäuse sich vor die Absperrung setzen, dann die Frage„Frieren die Kids? Dann holen wir 16 Hoodies vom Merch!“
Mit seinen Versionen von „Rhythm of the Night“ („Meine 1“) oder Nenas „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ („Schloss aus Sand“) wurde es tanzbar, bevor bei „Kopf aus“ die Kinder auf die Bühne durften. Jeder wurde vorgestellt, bekam Applaus – und spätestens da war klar: Hier geht es um Gemeinschaft, nicht nur um Performance.
Nach lauten Zugabe-Rufen kehrte 1986zig zurück – mit „Sunshine“. Die Kids durften ins Mikro singen, der Platz wurde zum Chor, zur Bühne, zum Zuhause. „Danke, dass ihr den Mäusen einen Moment ermöglicht habt, den sie nie vergessen werden.“
Zum Abschluss: Lichtermeer. Für seine Tochter – und für „Zweite Chance“, den Song, der erklärt, warum er so ist, wie er ist. Warum er die Maske trägt und was seine Geschichte ist.
Und dann: „Ich werfe mich gleich in die Menge – bleib so lange, bis jeder ein Foto oder Autogramm hat.“ Kein Star-Gehabe, sondern einer von uns. 1986zig, Regensburg – das passte. Und kam von Herzen.